AZUBI WERKSTATT: Ausbildungszeit aktiv mitgestalten

18.06.2024  -  Ein neues Workshop-Format von Azubis für Azubis aus der Region mit Unterstützung der Beschäftigungsförderung der Region Hannover.
Gruppe der Azubi Werkstatt beim Workshop bei Klinikum Wahrendorff
Gruppe der Azubi Werkstatt beim Workshop bei Klinikum Wahrendorff
Workshop im Klinikum Wahrendorff © Region Hannover
Workshop im Klinikum Wahrendorff

Seit Oktober 2023 werden in der AZUBI WERKSTATT der Region Hannover wertvolle Tipps und praxisnahe Lösungen gemeinsam von Auszubildenden aus verschiedenen regionalen Unternehmen erarbeitet. Die AZUBI WERKSTATT findet in regelmäßigen Abständen zu verschiedenen Oberthemen zusammen. Der Austausch hilft den Azubis ihre Ausbildungszeit bestmöglich zu nutzen und aktiv mitzugestalten. Diese Form der Nachwuchsförderung unterstützt die Beschäftigungsförderung der Region Hannover, um so die Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit der Unternehmen in der Region Hannover zu sichern. Hierfür ist u.a. eine ausreichende Zahl an gut ausgebildeten und motivierten Nachwuchskräften erforderlich.

„Wie sieht die Ausbildung der Zukunft aus?“ - Mit dieser Frage haben sich 45 Unternehmensvertreter*innen und ihre Auszubildenden branchenübergreifend im Rahmen der zweitägigen Veranstaltung #WORK HACKS: AUSBILDUNG DER ZUKUNFT befasst. Der Fokus lag auf der Ausbildungsfähigkeit junger Menschen und den betrieblichen Herausforderungen in Zeiten des Fachkräftemangels.

Das Leitbild der Veranstaltung der Region Hannover hat einen Perspektivwechsel angeschoben. Statt übereinander zu reden, fand der Dialog mit den Azubis statt: Was zeichnet ihre Lebenswelten aus? Vor welchen Herausforderungen stehen sie? Was brauchen sie, um erfolgreich in die Ausbildung zu starten und sie zu Ende zu führen? Statt Ausbildungsabbrüche, lieber Erfolge beim Lernen und bei der Arbeit – wie kann dies gelingen? Was erwarten Auszubildende von ihrer Ausbildung und was erwarten Unternehmen von ihren Auszubildenden?

Für die gemeinsame Lösungsfindung der unternehmensspezifischen Fragen hat die Moderatorin Nina Kainenburg mit den Methoden Design Thinking und Lego Serios Play gearbeitet. Ein zentrales Ergebnis war: Die Auszubildenden wünschen sich die Gründung einer Austauschplattform, die sie selbst gestalten wollen.


 

Was sich genau hinter dem Format der AZUBI WERKSTATT verbirgt, stellen die Organisator*innen Jannik Giebel (Auszubildender bei der regiobus Hannover GmbH) und Dr. Mahzad Peschke (Projektkoordinatorin, Beschäftigungsförderung der Region Hannover) vor.

 

Frage an Jannik Giebel: Wie sieht Ihrer Meinung nach die Ausbildung der Zukunft für junge Menschen aus?

Die Ausbildung der Zukunft zeichnet sich, meiner Meinung nach, durch eine bessere Zusammenarbeit zwischen Berufsschule und Betrieb aus. Größtenteils ist der Unterrichtsstoff zeitlich nicht an die Ausbildungspläne der Betriebe und andersherum angepasst. Dadurch fehlt gerade am Anfang der Zusammenhang zwischen Theorie und Praxis. Das ist wirklich schade! Mehr Möglichkeiten für den Austausch von Azubis aus allen Berufsfeldern wäre ebenfalls eine Bereicherung. Das Rad muss ja nicht immer neu erfunden werden, denn in vielen Bereichen sind die Ausbildungen gar nicht so verschieden und man kann sehr gut voneinander und miteinander lernen.

Ich nehme einen Trend in der Wahrnehmung von Ausbildung wahr. Ich glaube, dass viele Schüler*innen in der Oberstufe schon einmal dumm angeguckt wurden, wenn sie berichten, dass sie eine Ausbildung machen. Es heißt dann „Wie? Du machst nur eine Ausbildung?“ oder durfte sich schon von Lehrkräften anhören, dass „hier, werden eh alle studieren“. Diese Erwartungshaltung bzw. auch dieser Erwartungsdruck ist auch ein Problem unserer Gesellschaft. Ich frage mich auch, warum wird seitens der Schulen und Betriebe nicht mehr auf Wünsche, Bedürfnisse und Anregungen der Azubis eingegangen?

 

Frage an Jannik Giebel: Wie ist die Idee der Austauschplattform entstanden?

Wir haben an dem zweitägigen Workshop „#Business Hacks: Ausbildung der Zukunft“ teilgenommen und hatten die Möglichkeit in Ruhe in den Gruppenarbeiten mit anderen Azubis ins Gespräch zu kommen. In meiner Gruppe ist die Idee der Austauschplattform entstanden, die wir dann Mahzad Peschke von der Region Hannover, der Organisatorin des Workshops, vorgestellt haben. Unsere Idee wurde ernst genommen, das fand ich klasse. Die Vereinbarung war, dass wir Azubis bei der Umsetzung mitwirken sollen und Verantwortung übernehmen sollen. Das finde ich prima!

 

Frage an Dr. Mahzad Peschke: Welche Rolle spielt die Region Hannover bei der AZUBI WERKSTATT?

In erster Linie nehmen wir die Rolle der „Zuhörerin“ und der „Netzwerkerin“ ein. Unser Anspruch ist es bedarfsorientiert vorzugehen, daher ist es essentiell Formate, wie zum Beispiel „#Business Hacks“, anzubieten, um mit der Zielgruppe in den Austausch zu kommen. Mein Anspruch ist es auch, wie es Jannik Giebel bereits gesagt hat, das Rad nicht neu zu erfinden, sondern innerhalb unserer Region zu schauen, welche Beteiligten, Referent*innen, Kooperationspartner*innen etc. gibt es, und wie können wir zusammenarbeiten.

Im nächsten Schritt nehmen wir die Rolle der „Organisatorin“ und „Förderin“ ein. Auch hier gilt es für mich zu schauen auf welche eigenen Ressourcen können wir zurückgreifen. So hat unser Teamleiter für Personalentwicklung und Ausbildung, Dr. Hilko Paulsen, einen Workshop zu dem Wunschthema der Azubis „Wie kann ich mich selbst motivieren?“ angeboten. Das ist großartig! Das Format lebt von dem Mitwirken der Azubis, wie beispielsweise die Moderatorenrolle zu übernehmen und so das Gelernte, wie präsentiere ich mich, gleich umzusetzen.

 

Frage an Dr. Mahzad Peschke: Am 12.10. 2023 fand die Auftaktveranstaltung des ersten Durchlaufs der AZUBI WERKSTATT statt. Können Sie uns hiervon berichten?

Bei unserem Kick-Off waren es 17 Azubis aus den unterschiedlichen Branchen z.B. Logistik, Maschinenbau, Gesundheits- und Sozialwesen. Wir haben die Azubis gefragt „Was benötigt ihr, um eure Ausbildung erfolgreich zu beenden? Nennt uns eure 5 Themen!“ Die Azubis bekamen in ihren Kleingruppen Zeit, um nachzudenken und zu diskutieren. Die Themenwünsche waren u.a.: Wie funktioniert eigentlich lernen? Das Lernen zu lernen? Wie kann ich mich in meinen mündlichen Prüfungen bestmöglich präsentieren, um eine gute Note zu bekommen? Wie kann ich herausfordernde Gespräche mit Ausbildern führen? Es kann natürlich nicht alles bei der AZUBI-WERKSTATT erreicht werden, wie zum Beispiel der Wunsch die Ausbildungspläne zu optimieren.

Da wir den Fokus auf das Wunschthema „Lernen“ richten, erhoffe ich mir, dass die Azubis die gelernten Lernmethoden, die Tipps zum besseren strukturierten Lernen und sich in mündlichen Prüfungen zu präsentieren auch anwenden können. Ziel soll es sein, sich auf die Prüfungen bestens vorzubereiten. Wir greifen das auf, was vielleicht nicht jeder Betrieb seinen Azubis anbieten kann. In Rücksprache mit einigen Ausbildern, deren Azubis zu uns kommen, erhalten wir die Rückmeldung, dass sie es gut finden, dass ihre Azubis lernen Verantwortung zu übernehmen, wie beispielsweise für die Planung eines Termins bei sich im Betrieb. Sowohl Ausbilder als auch Azubis schätzen sehr den Austausch untereinander. Neben den Themen haben wir gemeinsam die Rahmenbedingungen festgelegt, wie zum Beispiel wie häufig und in welchen Abstand wir uns wo treffen möchten. Es bestand der Wunsch uns auch in den Betrieben zu treffen.

 

Frage an Dr. Mahzad Peschke: Wie sieht das in der Umsetzung aus? Was zeichnet das Format aus?

Nach dem Themenranking habe ich mich auf die Referent*innensuche gemacht und mit den Azubis Termine festgelegt. Die Azubis haben von sich aus angeboten, einzelne Termine bei sich im Ausbildungsbetrieb vorzubereiten.

Alle zwei Monate findet ein 2- bis 3-stündiger Termin bei einem Unternehmen oder bei der Region Hannover statt. Von Oktober bis Mai sind fünf Termine geplant. Wir sind dann zu Gast bei einem anderen Arbeitgeber, wie z.B. bei Hanno in Laatzen oder im Klinikum Wahrendorff in Sehnde. Das heißt, dass die jeweiligen Azubis den Termin selbst organisieren müssen (Raumplanung, Rücksprache mit den Referenten halten, Ablauf besprechen, sich um die Verpflegung kümmern), und wenn sie nicht weiterkommen unterstützen Jannik und ich. Pro Termin übernimmt wer anders die Verantwortung. Zu betonen ist, dass die Teilnahme an den Terminen Arbeitszeit ist.

 

Frage an beide: Was erhoffen Sie sich von diesem neuen Format?

Dr. Mahzad Peschke: Meine Motivation ist es zum einen ein Zeichen zu setzen: Lasst uns miteinander reden und nicht übereinander. Zum anderen möchte ich unserem Ansatz in der Beschäftigungsförderung treu bleiben, bedarfsorientiert vorzugehen. Die Unternehmen in unserer Region in der Nachwuchsförderung zu unterstützen, um noch attraktiver zu werden.

Jannik Giebel: Durch die Zusammenarbeit und den gemeinsamen Austausch von Azubis aus verschiedenen Bereichen und Branchen entsteht ein Bewusstsein für andere Arbeitsbereiche und andere Tätigkeiten. Ebenfalls hat eventuell der / die eine oder andere Azubi Ideen, die die Ausbildung aus anderen Betrieben verbessern können. Mit dem Ziel, die Ausbildung in der Region attraktiver zu machen, einen kleinen Schritt näherzukommen.

 

Frage an Jannik Giebel: Wie sehen die nächsten konkreten Schritte aus?

Im nächsten Schritt planen wir die nächsten Workshoptermine. Parallel bereiten wir uns schon auf den zweiten Durchlauf vor. Der geplante Beginn ist im September 2024. Hierbei steht bei uns nicht die Suche nach möglichen Themen im Vordergrund, sondern wie wir die AZUBI-WERKSTATT noch besser machen können.

 

Frage an Dr. Mahzad Peschke: Ist eine Teilnahme von Auszubildenden an dem Format möglich?

Ja - im nächsten Durchlauf, der im Oktober 2024 beginnt. Ein Quereinstieg in einem bereits laufenden Durchlauf ist nicht möglich. In einem Durchlauf wächst die Gruppe zusammen, man lernt sich kennen und kann sich so mehr öffnen. Es entsteht eine vertrauensvolle und angenehme Atmosphäre. Wer also Interesse an einer Teilnahme hat, kann sich an Jannik und mich wenden.


 

„Ich nehme gern an der AZUBI-WERKSTATT teil, weil man unter den verschiedenen Ausbildungsberufen trotzdem immer Gemeinsamkeiten findet, bei denen man sich unterstützen kann. Sie bietet einem die Möglichkeit Dinge zu lernen die über den Umfang der verschiedenen Berufe hinaus geht.“

Auszubildende Julie L. Kucharzeck, Wehrhahn + Partner Steuerberatungsgesellschaft mbB


„Die Azubi Werkstatt fördert die persönliche Weiterentwicklung jedes Auszubildenden, da Ihnen der Austausch mit anderen Auszubildenden ermöglicht und Methodenkompetenz vermittelt wird.“

Nils-Frederik der  Kucharzeck, Wehrhahn + Partner Steuerberatungsgesellschaft mbB, Vorgesetzter von Julie

Kontakt

Region Hannover
Projektkoordination
Dr. Mahzad Peschke
Projektkoordination
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Beschäftigungsförderung
Fachbereich Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung

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