Neue Chancen durch Integration: Dorff Küche GmbH gewinnt Koch aus Ägypten
Fachkräftemangel nach Corona: Eine Geschichte von Chancen, Herausforderungen und Zusammenhalt
Der Fachkräftemangel hat Deutschland fest im Griff – eine Entwicklung, die sich durch die Corona-Pandemie noch verstärkt hat. Ein Beispiel, das dieses Dilemma aufzeigt, ist die Dorff Küche GmbH, eine Tochtergesellschaft des Klinikum Wahrendorff, die täglich 148 Lieferstellen mit einer Vielzahl an Bedürfnissen und Anforderungen versorgt. Doch seit der Pandemie ist alles anders: Die Herausforderungen sind gewachsen, die Bewerbungen ausgeblieben – und das trotz großer Bemühungen.
Die Dorff Küche beschäftigt heute 63 Menschen, darunter 17 Köche – ein Beruf, der von Jahr zu Jahr mehr und mehr zum Engpass wird. Einige der Köche kommen aus fernen Ländern, darunter ein ägyptischer Koch, ein tunesischer und ein chinesischer Kollege. Die Integration internationaler Fachkräfte ist dabei ein zentrales Thema. Doch die Realität ist hart: Seit fünf Jahren gab es keine neuen Bewerbungen, keine Auszubildenden. Trotz einer Vielzahl an Maßnahmen – von Präsentationen an Schulen über Berufsmessen bis hin zu Kooperationen mit Kitas und Schulen – blieb die erhoffte Resonanz aus.
Anke Zeisig, Geschäftsführerin der Dorff Küche, blickt auf eine zwanzigjährige Beobachtung der Entwicklung und erkennt an: „So gravierend hat sich der Fachkräftemangel noch nie bemerkbar gemacht.“ Die Zeiten, in denen sich qualifizierte Fachkräfte beworben haben, gehört der Vergangenheit an.
Neue Hoffnung durch internationale Fachkräfte - Hürden überwinden, Chancen ergreifen
Inmitten dieser Krise hat die Dorff Küche durch das Bundesprogramm THAMM und das Welcome Center der Region Hannover eine neue Lösung gefunden – den ägyptischen Koch Remoon Mekhaiel Naoum Ryead. Ryead, der am 8. April 2024 nach Deutschland kam, begann nur wenige Tage später, am 14. April, in der Dorff Küche zu arbeiten. Der Weg dorthin war lang: Im Programm THAMM hat er einen Deutsch-Sprachkurs innerhalb von 6 Monaten absolviert. Nach dem Sprachkursende musste er sechs Monate auf die Genehmigung warten, ohne Sprachpraxis. Doch sein Wille, in Deutschland zu arbeiten, war groß. Mit Unterstützung des Welcome Centers und der Integrationsbeauftragten des Klinikum Warendorff, Laura Brandes, fand er schließlich seinen Platz im Team.
Die anfänglichen Bedenken im Team waren verständlich: Würde ein Koch aus Ägypten die hohe Arbeitsqualität in der Dorff Küche aufrechterhalten können? Würde die Sprachbarriere die Kommunikation erschweren? Doch nach nur zwei Wochen war die Skepsis verschwunden. Ryead hatte sich bestens in das Team integriert, hatte gute Deutschkenntnisse und zeigte großes Engagement. „Das war das Beste, was wir machen konnten“, sagt Anke Zeisig. Nicht nur für das Unternehmen, sondern auch für die Kolleg*innen – eine Erweiterung des Horizonts und ein Schritt hin zu mehr kultureller Offenheit.
Dank der umfangreichen Unterstützung durch das Welcome Center und THAMM, sowie der fachkundigen Begleitung von Laura Brandes, verlief die Integration problemlos. „Die behördlichen Prozesse liefen reibungslos, und wir haben viel Unterstützung erhalten“, sagt Brandes. Es wurde schnell klar, dass Fachkräfte aus Drittstaaten eine wertvolle Lösung für den deutschen Arbeitsmarkt sein können, insbesondere im Gastronomiebereich, wo die Nachfrage nach qualifizierten Arbeitskräften immer drängender wird.
Ein neuer Lebensabschnitt
Für Remoon Mekhaiel Naoum Ryead bedeutet der Schritt nach Deutschland nicht nur ein neues berufliches Umfeld, sondern auch ein neues Leben. In Ägypten waren die Arbeitsbedingungen härter: wenig Urlaub, lange Arbeitszeiten, kaum Freizeit. In Deutschland hat er nicht nur bessere Arbeitsbedingungen, sondern auch eine ausgeglichene Work-Life-Balance. „Das war der Hauptgrund, warum ich nach Deutschland gekommen bin“, erklärt er. Die Planungssicherheit und die stressfreien Arbeitszeiten sind für ihn ein echter Gewinn.
Doch auch in Deutschland gibt es Herausforderungen – vor allem die Anpassung an die neue Kultur. So fragt Ryead, als er sein Fahrrad erhält, nach den Verkehrsregeln in Deutschland. „Es sind kleine Dinge, die mir helfen, mich hier zurechtzufinden“, sagt er. Und auch das Team der Dorff Küche ist mehr als nur ein Arbeitsplatz für ihn: Die Kolleg*innen sind toll, sie unterstützen mich immer.“
Der kulturelle Austausch geht jedoch über die Arbeit hinaus. Im Sommer gibt es ein großes Sommerfest, bei dem alle Mitarbeitenden des Klinikum Warendorff zusammenkommen. In der Weihnachtszeit wird die festliche Stimmung bei einem gemeinsamen Weihnachtsfest mit leckeren Speisen, Glühwein und Punsch gefeiert. Für Ryead eine ganz neue Erfahrung. Auch in seiner Freizeit hat er bereits ein Stück von Deutschland entdeckt – mit Spaziergängen, Fitnessstudio und dem Engagement in der Lebensmittelhilfe für Bedürftige.
Seine Familie lebt noch in Ägypten – seine Mutter und drei Geschwister, von denen einer ebenfalls Koch ist. Im Herbst 2024 verbrachte Ryead seine wohlverdiente Auszeit in seiner Heimat, um Zeit mit seiner Familie zu verbringen.
Ein Fazit voller Hoffnung
Der Fachkräftemangel bleibt eine Herausforderung – besonders in Zeiten nach Corona. Doch die Geschichte von Remoon Mekhaiel Naoum Ryead und der Dorff Küche zeigt: Es gibt Lösungen, und diese Lösungen kommen oft von unerwarteten Stellen. Internationaler Austausch, Integration und der Mut, neue Wege zu gehen, können Unternehmen helfen, den Mangel an Fachkräften zu überwinden. Es ist nicht nur eine Chance für die Unternehmen, sondern auch für die Fachkräfte, ein neues Zuhause zu finden und ihre Expertise in einem neuen Umfeld einzubringen.
„Wir haben viel gewonnen – an Fachkräften, an Perspektiven und an kultureller Vielfalt“, sagt Anke Zeisig. „Und es ist eine Entscheidung, die uns allen gut tut.“
Kontakt
Tornike Murtskhvaladze
Region Hannover
Beschäftigungsförderung
Fachbereich Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung